Von Bangalore nach Mangalore
So heiraten Hindus

Indische Hochzeiten können maximal bis zu zehn Tagen dauern. Wir fahren mit einem Luxusbus von Bangalore nach Mangalore und erwarten eine Feier mit hinduistischen Hochzeitsbräuchen bis in die späte Nacht.

Mit der gold-weißen Einladungskarte und hoffentlich passender Kleidung im Gepäck machen wir uns auf nach Mangalore an die Westküste. Wir sind zum ersten Mal zu einer indischen Hochzeit eingeladen. Bereit, ein weiteres Kapitel der interkulturellen Begegnung aufzuschlagen, sind wir gespannt, welch pompöse Hochzeitsfeier uns erwartet. In Indien muss sich die Familie der Frau teilweise verschulden, um die nicht selten tagelangen Hochzeitszeremonien mit Hunderten von Gästen zu zelebrieren, so heißt es.

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Für die Anreise wählen wir den Luxus-Schlafbus. Dieser wiegt den Schlafenden seicht an sein Ziel, jedenfalls so seicht wie es die vom Monsun ausgewaschenen Straßen zulassen. Die Wege haben nämlich nach den Regenmonaten im November solche Schlaglöcher, dass selbst ein erfahrener Busfahrer hin und wieder mit dem Bodenblech die Straße berührt. Die Entfernung von 300 Kilometern wird dementsprechend in acht Stunden zurück gelegt, inklusive einer Pause, in der man Toiletten jedoch vergeblich sucht.

12:21 Uhr steht auf der Einladungskarte. Oft errechnen Astrologen für besondere Anlässe Tage und Uhrzeiten, die Glück bringen sollen. Mit den Distanzen in Mangalore nur mäßig vertraut, erreichen wir unser Ziel einige Minuten zu spät. Über der Tür kann man sich noch einmal überzeugen, dass man auch wirklich richtig ist. Dort steht in großen bunten Lettern: Akshata weds Prosenjit.

Am Eingang zum Saal reichen uns freundlich lächelnde Männer zwar keinen Sekt, aber eine süße Erfrischung, die nach Mango, Zucker und Joghurt schmeckt. Etwa 200 auf weißen Plastikstühlen sitzende Hochzeitsgäste richten ihren Blick auf die von einem Blumenmeer verzierte Bühne. Dort thront das Brautpaar und wird von hinduistischen Priestern bezüglich der anfallenden Rituale unterwiesen. Dem Paar werden zum Beispiel die Füße mit Milch gewaschen. Eine Drei-Mann-Band produziert dazu fröhliche Klänge. Wir erfahren, dass die Braut 26, der Bräutigam ein Jahr älter ist. Ein Gast erzählt uns, dass dies so ziemlich dem durchschnittlichen Heiratsalter der indischen besser situierten Stadtbevölkerung entspricht. Es habe sich auch in Indien nach hinten verschoben.